Vetiveröl wir aus den Wurzeln eines tropischen Süßgrases gewonnen und entfaltet eine positive Wirkung auf die Seele und die Haut.
Das ätherische Vetiveröl hat ein herbes und erdiges Aroma und erinnert an Wald oder Moschus. Seine Wirkung auf die Seele ist ebenso erdend. Es hilft, den abgehobenen Geist wieder zurück auf den Boden der Tatsachen zu bringen und kann ebenso dabei unterstützen den Boden unter den Füßen zurück zu bekommen, wenn er verloren wurde. Insgesamt dient es also dazu, die Orientierung zu finden und die Dinge in Ruhe und konzentriert neu zu betrachten. Vetiveröl stärkt die Nerven und spendet neue Kraft, um den Geist zu erholen und zu regenerieren. So kann es dabei unterstützen, seelische Erschöpfungszustände, Depressionen oder Traumata zu überwinden und zur Ruhe zu kommen. Angstzustände und Schlafstörungen können dadurch ebenso gemildert werden.
Die Inhaltsstoffe des ätherischen Vetiveröls wirken regenerierend auf die Haut. Dadurch lassen sich Pigmentflecken, sogenannte Altersflecken, ebenso wie Dehnungs- oder Schwangerschaftsstreifen behandeln und aufhellen. Insgesamt wird dem Vetiveröl eine Anti-Aging-Wirkung nachgesagt. Auch durch Akne angegriffene Haut kann mit Hilfe des ätherischen Öls zur Regeneration angeregt werden.
Innerlich wirkt Vetiveröl stärkend auf das Immunsystem und kann dadurch dazu beitragen den Körper vor Infekten zu schützen.
In der Duftlampe kann Vetiveröl gut mit harmonierenden Düften kombiniert werden. Hierzu eignen sich zum Beispiel Bergamotte, Eisenkraut, Geranien, Jasmin, Kardamom, Orange, Rose, Sandelholz, Tolu, Tonka, Tuberose, Ylang-Ylang, Zimt oder Zitrone. Vetiveröl wirkt beruhigend und befreiend und eignet sich besonders in Phasen seelischer Unruhe. Aufgrund seiner Sanftheit ist es auch gut für Kinder geeignet, die überdreht sind und sich schlecht konzentrieren können. Auch hier greift der erdende Effekt des ätherischen Öls und hilft, Ruhe und Konzentration zu finden. Durch sein kräftiges Aroma sind nur wenige Tropfen in einer Duftlampe ausreichend, um das Aroma im gesamten Raum auszubreiten. Eine angenehme Duftmischung gegen Erschöpfung und Niedergeschlagenheit ergibt sich aus 2 Tropfen Vetiveröl, 3 Tropfen Orangenöl und 1 Tropfen Muskatellersalbeiöl.
Das Aroma des Vertiveröls entfaltet seine Wirkung ebenso sehr gut über ein Dampfbad. Es wirkt entspannend und erdend zu gleich. Eine gute Mischung als Badezusatz ergibt sich aus 3 Tropfen Vetiveröl, 1 Tropfen Ylang-Ylangöl und 5 Tropfen Sandelholzöl. Alle Öle werden in einen halben Becher Sahne gegeben, der am besten erst ins Badewasser geschüttet wird, wenn Sie bereits in der Wanne sind.
Auch in der Parfum- und Kosmetikindustrie wird das Aroma des Vetiveröls häufig verwendet. So findet sich der Duft in einer Reihe Parfums, wie auch in Seifen, Lotionen oder Badeschaum wieder. Hier wird er aufgrund seiner herben Natur allerdings nur in sehr geringen Mengen verwendet.
Der Duft des Vetiveröls wirkt außerdem sehr effizient gegen Insekten. Insbesondere Kleidermotten können aus den Schränken vertrieben werden, wodurch das ätherische Öl eine ungiftige Alternative zu Mottenkugeln darstellt. Geben Sie hierzu einige Tropfen Vetiveröl auf Watte oder Löschpapier und platzieren es zwischen Ihren Kleidungsstücken.
Zur Reinigung und Pflege der Haut können wenige Tropfen Vetiveröl in ein Trägeröl, z.B. Mandel- oder Jojobaöl gegeben werden. Mit dieser Mischung können auch große Hautareale gut eingerieben werden. Bei größeren Hautproblemen, wie Dehnungsstreifen oder Akne, kann das ätherische Öl auch pur in die Haut einmassiert werden. Im Gegensatz zu vielen anderen ätherischen Ölen wirkt es in der Regel nicht hautreizend.
Über eine entspannende Massage mit einem vetiverölhaltigem Massageöl entfaltet sich zusätzlich die psychologische Wirkung des Aromas, so dass hier beide Wirkmechanismen gut miteinander kombiniert werden können. Geben sie hierzu 3 Tropfen Vetiveröl auf 30 ml Mandel- oder Jojobaöl.
Besonders in der kalten Jahreszeit kann Vetiveröl dabei helfen, das Immunsystem zu stärken. Geben Sie hierzu täglich ein bis zwei Tropfen des ätherischen Öls in eine Tasse warmen Tee. Der zusätzliche Impuls für die Abwehrkräfte kann den Körper bei Erkältungskrankheiten und ähnlichen saisonalen Infekten stärken.
Das ätherische Vetiveröl wird mittels Wasserdampfdestillation aus den Wurzeln der Vetiverpflanze gewonnen. Die beste Ausbeute ergibt sich aus 18 bis 24 Monate alten Pflanzen. Die getrockneten Wurzeln werden hierfür zerkleinert und mit heißem Wasser übergossen. Die Inhaltsstoffe des ätherischen Öls werden dadurch nach oben getrieben und von zugeführtem Wasserdampf in ein Kühlgefäß getragen, in dem der Dampf kondensiert und sich in zwei Phasen am Grund absetzt. Die obere Phase bildet das braune zähflüssige Öl, das vorsichtig abgenommen werden kann. Anschließend wird dieses Öl über einige Monate altern gelassen, damit sich einige unerwünschte Noten, die sich während der Destillation bilden, auflösen können. Ähnlich, wie bei ätherischen Ölen aus Patschuli oder Sandelholz reift das Aroma von Vetiver und verbessert sich mit zunehmendem Alter.
Die Hauptbestandteile von Vetiveröl sind die Sesquiterpene alpha-Vetivon (5–10 %) und beta-Vetivon (3–5 %), sowie Khusimol (10–15 %) und Isovalencenol (5–10 %). Daneben findet sich in dem ätherischen Öl eine Vielzahl weiterer Sesquiterpenoide, Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Ketone, Aldehyde und Säuren Säuren. Gemeinsam bilden sie das einzigartige erdige Aroma des Öls. Je nach verwendetem Ausgangsmaterial können die Inhaltsstoffe im Detail etwas variieren. Dadurch spiegeln sich auch Qualitätsunterschiede wider. Das in Haiti und Réunion destillierte Vetiveröl hat ein mehr blumiges Aroma und gilt als hochwertiger verglichen mit dem rauchigeren Öl aus Java. In Nordindien wird Vetiveröl aus wild wachsenden Vetiver destilliert und ist als Khus oder Khas bekannt. Dort gilt es als überlegen gegenüber dem Öl aus kultivierten Vetiversorten. Allerdings gelangt es kaum in den Handel außerhalb Indiens.
Die Vetiverpflanze wird in Süd- und Ostasien sehr vielseitig verwendet. In Indien werden aus dem Wurzelgeflecht Matten gewebt, die vor die Türen und Fenster traditioneller Lehmhütten gehangen werden. Sie werden regelmäßig mit Wasser besprüht und dadurch feucht gehalten. Dadurch kühlen sie die in das Gebäude einziehende Luft ab und verströmen gleichzeitig ein angenehmes Aroma, das das ganz nebenbei Insekten abwehrt und besonders Mücken aus dem Haus scheucht. Einen ähnlich kühlenden und isolierenden Effekt bewirkt das Gras als Material zum bauen von einfachen Dächern. Sowohl Wurzeln als auch Halme der Pflanze werden in Indien außerdem dazu verwendet, um Girlanden zu knüpfen, die als Tempelschmuck vor allen Dingen die Götter Shiva und Ganesha ehren sollen. Im Ackerbau dient das Süßgras in weiten Teilen Asiens dem Schutz vor Bodenerosion und Schädlingen. Außerdem ist es ein beliebtes Futter für Rinder, Ziegen oder Schafe.
In der traditionellen Medizin Südostasiens wurde bereits früh Vetiveröl verwendet. So belegen alte Tamil-Schriften, dass das aromatische Öl zur Behandlung von Stress, Depressionen, Antriebslosigkeit und geschwächten Nerven verwendet wurde. Auch zur Behandlung alter und entzündlicher Haut wurden bereits vor hunderten von Jahren vetiverölhaltige Kompressen und Lotionen verwendet.
Vetiver (Vetiveria zizanioides) gehört zur Familie der Süßgräser und stammt ursprünglich aus den tropischen Regionen Asiens. Die Sprossbüschel einer einzelnen Pflanze erreichen etwa einen Durchmesser von 30 cm und eine Höhe von 50 bis 150 cm. Das besondere an diesem Gras ist sein ausgeprägtes Wurzelgeflecht, das bis in eine Tiefe von 3 m vordringt und dadurch sehr resistent gegen Trockenheit ist. Andere Gräser wurzeln zumeist eher oberflächlich und breiten sich so flächig aus. Mehrere Vetiverpflanzen nebeneinander bilden dichte unterirdische Wurzelnetze, weshalb sie oftmals zum Schutz vor Bodenerosionen angepflanzt werden. Die Blüten der Vetiver sind lila bis braun und relativ unscheinbar. Die Wildsorte verbreitet sich über die daraus reifenden Früchte und Ableger.
Vetiver wird zumeist in Haiti, Indien, Indonesien und Réunion kultiviert. Die gezüchteten Sorten sind größtenteils steril, produzieren also keine auskeimenden Samen. Die Vermehrung erfolgt somit rein vegetativ über Ableger. Durch diese Methode kann Vetiver weltweit bei geeigneten klimatischen Bedingungen kultiviert werden, ohne dass eine Gefahr besteht, dass sich die Pflanze als Neophyt unkontrolliert ausbreitet. Daher gibt es auch Kulturanbau von Vetiver in Südamerika und Afrika.
Die Pflanzen werden in geraden Reihen angebaut, die die mechanische Ernte erleichtern. Trotz der guten Resistenz gegenüber Trockenheit benötigt Vetiver für ein optimales Wachstum relativ viel Wasser. Jüngere Pflanzen werden eher von oben bewässert, während ältere Pflanzen, ab etwa 9 Monaten, bevorzugt auf Hochwasseräckern gedeihen.
Da es eine Reihe von unterschiedlichen Schädlingen gibt, die sich teils auf Vetiver spezialisiert haben, werden bei der Kultivierung zumeist Insektizide verwendet. Die Ernte reifer Pflanzen erfolgt mit Erntemaschinen oder manuell. Dabei werden die einzelnen Pflanzen etwa bis zu einer Tiefe von 30 cm entwurzelt und möglichst unbeschadet im ganzen eingesammelt.
Neben dem Erosionsschutz und der Gewinnung des ätherischen Öls, werden die faserigen Grashalme und die Wurzeln auch heute noch für die Herstellung von Seilen oder Kunsthandwerk verwendet.